Nur eine Autostunde nördlich vom Berliner Ring entfernt liegt das kleine Dörfchen Vogelsang. Viel gibt es dort nicht nicht zu sehen, ein paar kleine Häuschen im typischen DDR grau und eine winzige Bahnstation, die seit Jahren geschlossen steht. Und gleich hinter den Bahngleisen beginnt der Brandenburger Wald.
Irgendwo dort, hinter den mächtigen Tannen liegt ein anderes Vogelsang, ein verlassene sowjetische Stadt, die auf keiner Karte gekennzeichnet und deshalb so geheimnisvoll und anziehend ist.
Wir parken neben der verlassenen Bahnstation und biegen an einer Schranke in den Wald ab. Nach wenigen Metern das erste Erfolgserlebnis: DDR- Baracken, viellecht sogar überreste einer Kaserne, umzäunt vom Stacheldraht, versehen mit Warnschildern zu Gefahr und Munition im Boden. Auf dem Gelände gibt es leere Lagerhallen mit kyrillischer Schrift an den Innenwänden, nicht besonders aufregend, doch für den Anfang ganz okay.
Je weiter wir in den Wald vordringen, desto verwunschener wird die Szenerie. Die Lanschaft ist sumpfig und die Grashalme reichen uns bis zur Hüfte. Unterwegs finden wir einen überdimensionalen Soldatenstiefel und halten einen einen verrosteten Topfdeckel für eine Mine. Ein Schreck!
Als wir dann tatsächlich auf ein Geschoß stoßen, sind wir abgehärtet und betrachten das Ding fachmännisch aus einer sicheren Entfernung.
Es brauchte mehrere Anläufe, bis wir im Wald tatsächlich die wahrhaftige Geisterstadt Vogelsang finden. Das erste Indiz dafür ist eine Stadtmauer, auch wenn diese ganz schön marode und verfallen ist und nach wenigen Metern vom Haupttor ganz aufhört.
Die ehemalige Sowjetische Garnison Vogelsang (Гарнизон Фогельзанг) war die größte außerhalb der Sowjetunion. Fast 40 Jahre lang lebten hier über 15 000 Soldaten mit ihren Familien. 1994 wurde die „Gruppe der Sowjetischen Streitkräfte in Deutschland“ endgültig abgezogen. Seit dem verfällt die Militärstadt.
Vogelsang wurde mit einem sozialistischen Sinn für Architektur und Schönheit errichtet. Es gibt eine große Alle und einen zentralen Platz, von dem strahlenförmig die Straßen ausgehen. Heute wachsen auf den Bürgersteigen prächtige Birken und durch die gebrochene Asphaltdecke sprießen Pflanzen, zwischen denen die Vögel nisten.
Die Infrastruktur der Stadt ist noch klar zu erkennen. Es gibt Kinos und Veranstaltungshallen, ein Krankenhaus, Lebensmittelgeschäfte und sogar ein Gefängnis.
Das Spektakulärste erhaltene Gebäude ist die Schule. Diese Klassenräume und Flure mit den sowjetischen Parolen und Wandmalereien- eine wahrhaftige Zeitreise!
Schule
Leider fängt es schon an zu dämmern, als wir wohl den aufregendsten Ort, die Sporthalle betreten.Was für ein Prachtstück! Vor lauter Nostalgie und Zartgefühl verliere ich sogar ein paar Tränen. Doch der Anflug von Sentimentalität verfliegt schnell, als irgendwo auf dem Dach ein Uhu flattert.
Sporthalle
Es ist schon dunkel, als wir uns auf den Weg zurück machen.
Wer Vogelsang erkunden will, soll sich beeilen. Das gesamte Areal wird demnächst „der Natur zurückgegeben“. Das ist der Begriff, den man heute benutzt um solche fantastischen Orte einfach abzureißen anstatt sie in ein Freiluftmuseum zu verwandeln.
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eBild/Text: © Anna Livsic
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