Es gibt viele magische Dinge auf dieser Welt. Nein, falsch, es gibt Dinge auf dieser Welt, die uns magisch erscheinen. Dann kommt die Erziehung und verschiedene Sozialisierungsmethoden, die uns so lange versauen, bis von unserer Fantasie und Vorstellungsvermögen nur ein kleiner Bruchteil übrig bleibt. Rational denkend, konsumorientiert und als ein Teil des dahinsiechenden Humankapitals haben wir für Piraten, UFOs und den Weihnachtsmann nicht mehr viel übrig.
Es sei denn Jonny Depp ist mit im Spiel oder Darth Vader oder es ist Weihnachten und im Fernsehen läuft „Der Grinch“. So viel Magie wird noch verkraftet.
Fotografin Michelle Ward ist auf die karibische Insel Barbados gereist und hat dort ein Schloß besucht, das früher einem Piraten gehörte. Mit Piraten verhält es sich jedoch anders als mit dem Weihnachtsmann. Ihre Existenz ist unumstritten. Im Staatsarchiv auf Barbados ist der Familienstammbaum des Piraten Samuel Hall Lord, auch Sam Lord genannt (1778-5. 11.1844) festgehalten. Eine Legende besagt, dass Sam Lord Lichter auf seinem Grundstück anzündete um so in der Nacht vorbeifahrende Schiffe anzulocken. Im Glauben sie seien im Hafen von Bridgetown gelandet, steuerten die Schiffe ein Korallenriff an und landeten in einer Falle. Dann tat Sam Lord das, was alle Piraten tun. Dementsprechend hatte er in seinem Leben viele Reichtümer akkumuliert. 1820 ließ er sich ein Schloß erbauen und zeugte dort mit seiner dunkelhäutigen Schloß -Konkubine zwei Söhne und mit seiner Frau Elisabeth Lucy Wightwick drei Töchter.
Wann genau das Schloß zu einem exklusiven Hotel umgewandelt wurde, konnte ich leider nicht ermitteln. Bei meiner Recherche fand ich jedoch heraus, dass Sam Lords Castle ein sehr beliebtes und aufregendes Etablissement war. Es gab einen kilometerlangen Privatstrand, Golfplätze und Tiefseetauchschule. Jedes Zimmer war mit einem psychodelischen Teppich ausgelegt, der zu Gardinen, Polstermöbeln und Lampenschirmen passte. Im Jahr 2004 musste Sam Lords Castle wegen katastrophalen Managements und finanziellen Ruins schließen. Immobilienspekulanten nutzten diese Zeit für die Planung neuer Luxusbauprojekte auf dem Grundstück. Am 21 Oktober 2010 brannte ein Feuer im Sam Lords Castles aus und vernichtete das Haupthaus, Orangerie und Bungalows. So endete das Märchen vom Piraten und seinem Schloß. Doch wo ein Märchen aufhört, beginnt oft ein Neues. Es handelt von Lianen und unsichtbaren Ameisenvölkern, bunten Vögeln und Meeresschildkröten, die unter dem silbernen Mondlicht an den einsamen Strand kommen. Und alles ist so, wie vor einer Ewigkeit und all dem, was nach den Menschen kommt, nach ihrer Profitgier und ihrem Verlangen nach Geld, Gold und Schätzen.
Photos: Michelle Ward
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