Es ist kein einfaches Unterfangen die Abhörstation zu besichtigen. Ein hoher Zaun und Wachdienst – die üblichen Feinde jedes Entdeckergeistes.
Die Abhörstation steht im historischen Grunewald, der bereits 1915 als Berliner Naherholungsgebiet erklärt wurde. Es ist ein wunderbarer Wald, in dem uralte Buchen wachsen, märchenhaft, schattig und dunkel. Im östlichen Teil des Waldes befindet sich der Teufelsberg. Früher waren auch dort viele Bäume, bis die Nationalsozialisten kamen und alles ausrotteten.
Es wurde Platz gemacht für eine „wehrtechnische Fakultät“ gemacht, die ein Teil der “Welthauptstadt Germania” werden sollte. 1937 legte Hitler hierfür den ersten Spatenstich. Nur wenige Jahre später, im Zweiten Weltkrieg, wurde der Rohbau komplett zerstört. Nach dem Kriegsende wurden hier 26 Millionen Kubikmeter Berliner Kriegsschutt abgeladen. So entstand der etwa 120 Meter hohe Teufelsberg.
Für seine Nutzung wurden ausschließlich friedliche Pläne geschmiedet. Im Winter sollte er als Skipiste und Skisprungschanze dienen und im Sommer sollte eine Kletterwand die Westberliner zur körperlichen Ertüchtigung anlocken. Am Südhang des Teufelsbergs wurden Weinreben angebaut und kleine Mengen „Wilmersdorfer Tröpfchen“ produziert.
Als der Kalte Krieg sich zunehmend verschärfte, schmiedeten die West-Alliierten neue Pläne für den Teufelsberg.
So entstand 1950 eine streng geheime militärische Überwachungsstation. Die „Field Station Berlin“ wurde zur größten und wichtigsten Abhörstation der Amerikaner und Briten, wenn nicht des ganzen Westens.
Das Ausmaß der Ostblock-Überwachung wird erst 2022 bekannt, bei der Einsicht in die Archivakte. Heute ist die Abhörstation marode und verlassen und wirkt inmitten der Natur wie ein Ufo oder eine psychedelische Kunstinstallation.
1996 nach dem Abzug der Alliierten wurde die Abhörstation Teufelsberg privatisiert. Jedoch wurden dem Eigentümer Berliner Senat die Unterhaltungskosten des nutzlosen Objekts mit den monatlichen ca. 15.000 DM Betriebskosten zu teuer. Also wurde der Dinosaurier des Kalten Krieges weiterverkauft.
Der Neue Eigentümer, die „Investorengemeinschaft Teufelsberg“ plante rund um die Abhörstation eine luxuriöse Wohnsiedlung samt eines 5-Sterne Hotels. Die Berliner protestierten heftig gegen den Luxus und kämpften für den Erhalt des Waldes.
Glücklicherweise scheiterte das Investorenprojekt am schwächlichen Immobilienmarkt und aus finanziellen Gründen.
2005 verfiel die Baugenehmigung und der gesamte Teufelsberg wurde im Flächennutzungsplan als Wald erklärt. Eine Bebauung wird dadurch streng untersagt und der Wald vom Luxusimmobilienwahn verschont.
Der heutige Pächter der Abhöranlage Teufelsberg ist Shalmon Abraham. Er kümmert sich um den Erhalt der Station, veranstaltet Führungen und vermietet die Location für Events.
Aber wer will schon an einer Führung teilnehmen, wenn es einen hohen Zaun und das Wachpersonal gibt- also alles was einen abenteuerlichen Entdeckergeist noch mehr beflügelt.
Text/Photos © Anna Livsic
Themen: Abandoned NSA Listening Station, Abandoned Listeningstation Berlin, Verlassene Abhörstation, Abhörstation Berlin Teufelsberg