Enköping ist ein kleiner Ort in Schweden in der Provinz Uppsala Iän mit knapp 21.000 Seelen.
Wenn ich Provinz höre, denke ich automatisch an Bauernhöfe, Erbseneintopf und bunte Wäscheleinen, an denen die Kleidung im Wind entspannt vor und zurück schwingt. Heimat, irgendwie. Ich habe selber lange Zeit eher dörflich gelebt. Unsere Nachbarn hatten Hühner und jeden Tag hat mich der Hahn aus dem Bett gekräht. Auf der anderen Straßenseite lebten zwei Ziegen, doch den Geruch vermisse ich dann gerade jetzt im Sommer nicht ganz so sehr. Manchmal fehlt es mir dann aber doch. Wenn sich ein kleiner Ort wie Enköping dann einen weltweiten Ruf unter Gartenliebhabern macht und sogar mit den berühmten englischen Gärten verglichen wird, dann macht mich das glücklich. Glücklich, weil ich dann wieder sehe dass auch vermeintlich kleine Leute aus kleinen Dörfern große Dinge erreichen können.
Enköping hatte lange Zeit ein Hotel, das Enköping Stadshotell, mit einem Ballsaal und bunt tapezierten Wänden, die auch heute noch ein kleines bisschen an Wonkas Schokoladenfabrik erinnern. Das Hotel eröffnete 1879 und wurde bis Ende der 1990er betrieben. Leider litt das Hotel unter starken Bauschäden und hätte schon länger eine Restaurierung nötig gehabt. Da die Kosten zu hoch waren und sich die Schäden nicht mehr verantworten liessen, wurde das Hotel nach über 100 Jahren Betrieb geschlossen.
Wenn ich Provinz höre, denke ich automatisch an kleine Dörfer und auch an Verfall. Wenn ich dann aber Gebäude wie das Enköping Stadshotell sehe, dann macht mich das glücklich. Glücklich, weil ich nicht den Verfall sehe; sondern die Liebe und das Herzblut, die man in dieses Hotel gesteckt hat. Glückliche Tage, die Familien oder Verliebte dort verbrachten. Erfolgreiche und auch chaotische Zeiten.
Aber vor allem sehe ich nicht den Verfall, sondern stelle mir die schönen Tage und die Erinnerungen vor, an die sicher viele auch heute noch gerne zurückdenken.
Photos: Björn Sahlberg