Hashima liegt im ostchinesischen Meer und heißt Grenzinsel. Japaner tauften die Insel als Gunkanjima, was übersetzt Kriegsschiffinsel bedeutet. Und tatsächlich erinntert die Form der Insel mit ihren dicken, emporragenden Betonmauern an ein mächtiges Kriegsschiff.
Gunkanjimas Geschichte ist die Geschichte einer großen Arbeiterstadt, welche rapide aus dem nichts entstand, ihre Blütezeit erreichte und nicht mal 100 Jahre später ihr Ende fand. Es ist eine Geschichte, wie es sie zu Tausenden gibt, dort, wo die Natur und der Mensch von den großen Wirtschaftskonzernen ausgebeutet werden.
Ihre wirtschaftliche Blütezeit erlebte Hashima 1910 unter der Leitung des damaligen Mitsubishi-Konzerns, welcher ausbeuterisch und intensiv den unterirdischen Kohleabbau forderte. Durch die fortlaufenden Aufschüttungen, die 1887 begannen, gewann die Insel rasant an Fläche. So vergrößerte sich Gunkanjima alleine in den ersten Jahren des Kohleabbaus um 40 Meter in der Breite und um 540 Meter in der Länge.
1959 galt Hashima mit seinen 5.259 Einwohnern als der dichtbesiedelste Orte der Welt. Es gab eine geregelte Infrastruktur zu der ein Postamt, ein Kindergarten, Schulen, ein Kino, ein Krankenhaus gehörten. Die Insel lockte immer mehr Menschen mit Arbeitsplätzen an und wuchs unaufhörlich in der Flache.
Im Jahr 1974 erreichte Hashima ihre heutigen 6,3 Hektar. Sie wurde von meterhohen Mauern umgeben, welche die Arbeiter und ihre Familien vor den mächtigen Wellen des chinesischen Meeres schützten sollten.
Während des Zweiten Weltkriegs verschlechterten sich die Arbeits- und Lebensbedingungen rapide und forderten nahezu 1.300 Tote.
Die fortlaufende Energiereform versetzte Hashima den entscheidenden Schlag. Im Jahr 1974 beschloss die japanische Regierung die Werke der Insel still zu legen. Dies führte dazu, dass sämtliche Bewohner Gunkanjimas fast über Nacht arbeitslos wurden.
Als Konsequenz auf diese Reform wurde Hashima beinahe fluchtartig verlassen. Das letzte Boot fuhr nur wenige Monate nach Bekanntgabe der Minenschließung und brachte die letzten Familien von der Insel.
Viele persönliche Gegenstände wurden zurückgelassen und sind auch heute noch auf der Kriegsschiffinsel vorzufinden.
Text: Anna Carina Gall
Photo: Tong Lam
Buch: Abandoned Futures: A Journey to the Posthuman World