Ein Abenteuer lässt sich nicht planen. Ein Abenteuer geschieht genau dann, wenn die Dinge anders laufen als gedacht.
Architekt Mark Aretz beschäftigt sich mit den Sanierungen alter Wohnungen in Leipzig. Er hat schon viele Wohnungstüren geöffnet, die lange verschlossen standen. Viele kuriose Fundstücke gehören zu seiner Sammlung und seine Arbeit ist zwar spannend, aber nicht mehr abenteuerlich.
Doch es gibt Ausnahmen. Im November 2008 steht Mark Aretz vor den Türen einer Wohnung, die seit 20 Jahren nicht mehr betreten wurde. Das Habitat liegt in einem unscheinbaren Haus an der Crottendorfer Straße 4 in Leipzig und bietet eine abenteuerliche Zeitreise in den DDR-Alltag.
In der Wohnung ist kein einziges Produkt aus dem Westen vorzufinden. „Karo“-Zigaretten, Schuhputzmittel des VEB Kunstblume Sebnitz, VITA Cola, alles stammt aus der DDR-Herstellung und erinnert an eine Filmkulisse zu „Good Bye Lenin.“
Zum anderen wird schnell klar, dass die Wohnung fluchtartig verlassen wurde. Auf der Küchenkommode liegen in einer Netztasche Brötchen, auf dem Tisch steht eine geöffnete Margarine.
Persönliche Dokumente des Bewohners Heiko Braun bieten einen Einblick in sein bewegtes Leben. Wegen eines angeblichen Fluchtversuchs aus der Republik verbrachte der junge Mann ein Jahr in der Strafvollzugseinrichtung Leipzig. Nach seiner Entlassung richteten ihm seine Eltern die kleine Wohnung an Crottendorfer Straße ein. Doch Heiko Braun lebte dort nur wenige Monate bis er sich zu einem erneuten Fluchtversuch entschloss. Am 11 September 1989 gelang ihm sein Vorhaben und er kehrte nie wieder in sein Zuhause zurück.
via: www.faz.net
Photos: Matthias Lüdecke
# Verlassene DDR Wohnung in Leipzig
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