Es gibt Dinge im Leben, die in regelmäßigen Abständen wiederkehren. Dazu gehört eine Supermarktkasse, ein verzweifeltes Wühlen in der Tasche und die Erkenntnis, dass das Portemonnaie nicht da ist. Es ist in einer anderen Tasche, die Zuhause auf dem Küchentisch liegt. Oder Moment mal, dort war die Tasche vorgestern. Gestern ist die Gute mit mir im Taxi mitgefahren. Dann haben sich unsere Wege getrennt, denn ausgestiegen bin ich alleine.
In der Taxizentrale anzurufen wäre keine schlechte Idee. Doch die einzigen Merkmale, die ich über den Taxifahrer liefern kann ist sein steifer Lederjackenkragen und, dass er zu Friedrichshain „Friedrichheim“ und zu Rigaer Strasse „Regaleschitrasse“ sagte. Mich nannte er Madam und schöne Frau und zum Schluss dumme Kuh, als ich mit ihm einen Streit anzettelte, in dem es um das zwanzigminütige Umfahren einer Baustelle ging.
Um mich von solchen Dingen zu erholen fahre ich am liebsten in die Berge. Die Berge enttäuschen nie. Sie sind immer anders und ich liebe sie so, wie sie sind. Bevor ich wandern gehe, studiere ich diverse Karten und das Wetter. Trotzdem gehe ich jedes Mal verloren und werde von einem Gewitter eingeholt.
Das Outdoor-Magazin sagt, im Fall eines Berggewitters soll sich der Mensch in eine Alu-Rettungsfolie einwickeln und eine isolierende Unterlage unter die Füße schieben. Wer mich kennt, der weiß, dass ich solche Attribute nicht bei mir führe. Also nutze ich den letzten Tip des Magazins und suche eine Höhle. Panisch erinnere ich mich an den Satz, dass Höhlen oder Überhänge nur dann Schutz bieten, wenn sie nach hinten mindestens über eine, nach oben und vorne mindestens eine halbe Körperlänge Platz verfügen. In solchen Momenten würde ich alles für ein anständiges Dach geben. Oder eine Hütte, klein, gemütlich und aus Holz.
Der Architekt Giovanni Pesamosca bastelte in den Julischen Alpen das Holzhaus meiner Träume. Es ist 16m2 groß und befindet sich auf den einsamen 2,532 Metern über dem Meeresspiegel. Er benannte seine Hütte nach dem verstorbenen Kletterer Luka Vuerich. Und er baute sie zusammen mit seinen Verwandten auf. Die Hütte und ist so, wie ein perfekter Unterschlupf in den Bergen sein soll. Und sie bietet Platz für neuen Betten. Und wo neun Betten sind, können auch neun Freunde schlafen.
So kann ich sie alle einpacken, die Zelthasser und Komfortzonenliebhaber. Wir können zusammen die aufziehenden Wolken beobachten und uns in der Luka Vuerich Hütte vor Blitzen retten. Vorausgesetzt, wir finden den Weg. Aber es gibt ja Dinge im Leben, die mit regelmäßigen Abständen wiederkehren.
Photo © Flavio Pesamosca
Text: Anna Livsic